Johann Welschen (1872-1936) richtete zu Beginn des 20. Jahrhunderts in diesem ehemaligen Wohnhaus eine kleine Wirtschaft ein. Das Haus wurde im Verlaufe der Jahrzehnte mehrfach umgebaut. Es ist bis heute im Besitz der Verwandtschaft des ersten Wirtes. Wie die Dendroproben beweisen, stammt es aus verschiedenen Bauepochen: Das Sockelgeschoss (Keller) aus den Jahren 1410 bzw.1414, das darüber liegende Wohngeschoss (heute Restaurant) jedoch von 1513.
Details
Wer das Gebäude betritt, erkennt im Inneren die Grundsubstanz eines Wohnhauses des Spätmittelalters. Links des heutigen Zugangs zur Küche steht ein Balken mit einer Kerbschnittrosette; hier wurde eine ehemalige Deckenbinde verbaut. In der Wohnstube verläuft ein Sims über die ganze Südwand – das sogenannte Spillbord, wie es in den Häusern des 15. Jahrhunderts üblich ist. Dazu passen auch der Standort des (inzwischen erneuerten) Ofens und die Stubenbinde, die im damaligen Haus firstquer verlief.
Das alles sind Elemente des spätmittelalterlichen Raumkonzeptes und eines Hauses, das Nord-Süd orientiert war. Dies aber stimmt mit der heutigen Anordnung des Gebäudes und seiner Ost-West Ausrichtung nicht überein.
Was hier geschehen sein dürfte, verraten die Dendrodaten. Sie zeigen im Sockelgeschoss die Fälljahre 1410 und 1414 (Kellerwände). Das darüber liegende Wohngeschoss datiert laut den Jahrringanalysen aus dem Jahr 1513. Zu einem unbekannten Zeitpunkt muss das Wohngeschoss von seinem ursprünglichen Standort herbei transportiert und hier aufgesetzt worden sein. Zudem erfolgten in jüngerer Zeit Umbauten, die das Äussere und Innere veränderten.
Fazit: Eine Hausgeschichte mit Transfers, Wiederverwertung und Anpassungen, wie es für bäuerliches Bauen in den Alpen mit limitierten Ressourcen kennzeichnend ist. Dazu gehört als bisher letzte Etappe auch die Umnutzung des alten Wohnhauses zur
Wirtschaft in den 1940er Jahren.
Labornummern Dendrosuisse 2017: 621103-111, 621173-174 vom 19. September 2017
Koordinate 2 621 580 / 1 095 036. Parzellennummer 6511.65