23.5 Kapelle


 

Ort der Besinnung

Die Kapelle der Rosenkranzkönigin steht auf einem erhöhten Geländezug, der am Nordostrand des Weilers Blatten steil in die Schlucht des Gornerwassers abfällt. In Grösse und Bedeutung hebt sie sich deutlich von den anderen Kapellen am Berg ab. Als Wallfahrtskapelle wird sie noch heute in Bittprozessionen von Zermatt her aufgesucht. Die Kunsthistorikerin Carmela Kuonen Ackermann stellte uns dazu folgende Daten aus ihrer Recherche zur Verfügung: 1640 wird die Kapelle „am Aroleüt vff den Blattun“ erstmals erwähnt. Die Jahreszahl 1692 auf dem Rundbogenportal dürfte für eine umfassende Bautätigkeit sprechen, worauf auch zahlreiche architektonische Details des barocken Baus hinweisen. Anlässlich der letzten Sanierung 1983 erhielt das Gebäude seine Fassadenbemalung zurück und eine bleigefasste, mundgeblasene Butzenverglasung durch Theo Imboden, Täsch. Heute trennt ein eisernes Chorgitter Schiff und Chor, ehemals war es ein hölzernes, das 1983 nur mehr fragmentarisch erhalten war.

 

Die stattliche Kapelle besteht aus drei voneinander abgesetzten Baukuben: der Vorhalle mit ihren weit gespannten Bögen, dem Schiff mit Dachreiter und einer Glocke aus dem Jahre 1648 sowie dem Chor mit verschlossenem halbkreisförmigem Stirnokulus (rundes bzw. hier halbrundes Fensterchen an der Chorstirn). Unbekannt ist die Funktion der flachen, weiten Bogennische auf der Nordseite der Kapelle – Erklärungsversuche wie Schutz eines grösseren Gemäldes, das die von Zermatt Heraufkommenden zur Andacht einlud, oder Relikt einer früheren Kapelle lassen sich nicht bestätigen.

 

Der Altar ist in die Zeit um 1670 zu datieren, stilistisch steht das Retabel (Altaraufsatz) in der Tradition der Spätrenaissance, aber eben doch auch an der Schwelle zum Barock. Die zugehörigen Figuren sind leider verloren. Auf dem Gebälk steht eine Josefsfigur aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus einer einheimischen Werkstatt. Die dreiseitig geschlossene Figurennische mit rosenbesetzter Strahlenmandorla (Hinweis auf die Rosenkranzgeheimnisse) ist seit 1983 mit einer barocken süditalienischen Muttergottesfigur mit Kind besetzt. Von dem reich vergoldeten und zierversilberten Retabel muss eine eindrückliche und gleichzeitig bezaubernde Faszination ausgegangen sein. Heute ist das Silber leider oxidiert. Aus dem 17. Jahrhundert stammen auch das Chorbogenkruzifix und die beiden Messing-Kerzenleuchter.

 

 

Keine Dendroanalyse

Koordinate 2 623 055 / 1 095 149

Parzellennummer GIS 3114, Gebäudenummer 2021 bzw. Nr. 30