22. Simonsbrunnen


Auf dem Weg von Zum See nach Blatten

 

Heilende Wasser

Wir verlassen den Platz mitten im Weiler zum See in südlicher Richtung und erreichen sogleich die „Gassa.“ Gasse meint im Dialekt einen Weg, der einst beidseitig von aufgeschichteten Steinen oder Holzzäunen gesäumt war.

Durch solche Gassen trieb man das Vieh zu den Weiden, ohne dass es unterwegs links und rechts auf die Heuwiesen ausbrechen und naschen konnte.

 

Die Gasse führt einem Hügelzug entlang sanft hinunter nach Blatten. Auf diesem Weg passieren wir bereits nach ca. 20 Metern die Stelle, an der links der Simonsbrunnen stand. So nannten die Zermatter einen Brunnentrog, vom dem nur noch modrige Reste herumliegen. Vom Simonsbrunne hiess es, seine Wasser seien heilend. In seiner Maturaarbeit ging Hermann Julen der Sache nach und stiess dabei auf eine ältere Einwohnerin des Weilers Zum See:

 

„Namentlich handelt es sich um Maria Schuler (1924–2000), mit deren Neffen Ivo Schuler ich ein Gespräch zu ‚ihrem Brunnen' führen konnte: Das Wasser aus dem Simonsbrunne habe eine gewisse Heilkraft zur Linderung von Schmerzen. Davon war Maria Schuler fest überzeugt. So gab sie das Wasser aus dem Brunnen ihren Kühen, welche sie von Oktober bis Dezember in Zum See hatte, zu trinken, wenn diese Blähungen oder andere Magenprobleme hatten. Auch selbst machte sie vom Brunnenwasser Gebrauch, in dem sie es über ihre Wunden goss.“

 

Am Ort erzählen bis heute andere Leute, Marie Schuler habe das Wasser auch selbst getrunken, „we ra eswas gfeeld hed“ (wenn ihr etwas fehlte,

d.h. wenn sie eine Krankheit verspürte).