21.4 + 21.5 Ds Grawuhüs


 

Orts - und Familiennamen Graven

Westlich des Weilers Zum See, dort wo das Plateau abrupt in die Schlucht des Zmuttbachs abfällt, stehen isoliert zwei von Weitem sichtbare Ökonomiebauten, die auf die offenen Landwirtschafts- flächen hinblicken. Man stellte sie bewusst an den Rand der Nutzflächen. Über dem Abhang beanspruchten sie am wenigsten fruchtbares Land. Der Stadel-Speicher ist sogar an der Geländekante aufgebockt und schwebt sozusagen über dem Abgrund.

 

Die Flur heisst im Dialekt ds Grawuhüs, des Graven Haus, wobei Graven ein bis heute bekannter Familienname aus Zermatt ist. In den Satzungen, die sich die frei gewordenen Zermatter 1540 gaben, fand alt Staatsarchivar Hans-Robert Ammann auch ein Haus des Peter Grawun (Graven) zem See. Vielleicht befand sich das Wohnhaus einst an dieser Stelle. Nach dessen Abgang wurden auf dem Platz Wirtschaftsbauten errichtet, ein Vorgang, den wir im Wallis an vielen Orten beobachten können. Geblieben jedoch ist der Flurname Graven Haus.

 

Heute stellt der südliche Bau (im Bild links; GIS 3070 / Gebäude Nr. 18) eine konventionelle Stallscheune dar. Das Gädi zeigt wilde Gwätte, mehrere Fällkerben und sichtlich altes Wandholz. Darunter sind auch einzelne Rundhölzer verzimmert, was alles auf ein beträchtliches Alter weist und ohne weiteres aus dem 15./16. Jahrhundert stammen kann. Dieser Bau, der auch Reparaturen erkennen lässt, wurde im Rahmen unserer Kampagne jedoch nicht untersucht.

 

Spannender ist das rechts (nördlich) davon stehende Objekt mit gemischten Funktionen, was eher selten ist: in seinem linken Basisgeschoss beherbergt das Gebäude einen Stadel, wie bereits das vorstehende Tenn verrät. Auf dem Tenn drosch man im Gebäudeinneren das Getreide. Der rechte Gebäudeteil hingegen diente als Speicher; auch die beiden Zugänge im Obergeschoss führen in je ein Speicherabteil.

 

Diesem Stadel- und Speicherbau ist ein Merkmal eigen, das wir auch am Speicher neben der Kapelle sehen: Dicke Kanthölzer an der Basis von Erd- und Obergeschoss, dünnes Wandholz dazwischen. Auch in diesem Falle betragen die Masse wiederum 15 bis 16 cm für den Kranz an der Basis respektive 6 bis 7 cm für die Wände.

 

Die Analyse der Holzjahrringe zeigte Folgendes: Von sieben Proben enden vier in den 1680er Jahren, nämlich 1683, 1685, 1686 und – mit Waldkante – 1687. Der Bau überstand also bald 350 Jahre! Jetzt ereilt ihn das Schicksal vieler auf Stützeln aufgebockter Speicher und Stadel: Die Beine knicken ein und der Baukörper rutscht leicht ab.

Rettungsmassnahmen sind eingeleitet: Glücklicherweise unterstützt die Gemeinde die Sanierung traditioneller Bauten, die für die Eigentümer jeweils hohe Kosten, doch kaum mehr direkten Nutzen mit sich bringen.

 

 

Labornummern Dendrosuisse 2022: 621450-456 vom 23. August 2022

Koordinate 2 622 655 / 1 095 076

Parzellennummer GIS 3069, Gebäudenummer 2022 bzw. Nr.16