19.1 Stallscheune mit Stubenbinde 1606


Ortsbezeichnung: Obru Flesche

 

Zweites Leben von Wohnhäusern

Ein einfacher Stall, darüber die Scheune mit dem Heu, das im Winter an Kühe und Rinder, Schafe und Ziegen verfüttert wird. So sieht das Gebäude von Ferne aus. Im Inneren aber verweist ein Element auf eine andere Geschichte: Als Unterzug besitzt der Stall den beschrifteten Dielbaum einer Stubendecke, das Herzstück eines klassischen Wohnhauses in Blockbauweise.

 

Dieses Recycling-Verfahren trafen wir auf dem bisherigen Kulturweg wiederholt. Eindrückliche Beispiele stehen zer lengu Flüe, im Zentrum oder etwa am Nordrand von Zmutt. Im vorliegenden Fall sehen wir eine Stubenbinde mit einer längeren Inschrift: „MERITZ SCHELBETER HANS WELSCHEN HAND DIS HUS LAN MACHEN DIE MEISTER SIND GSIN MEIER PETER MUTTER HS ANTONI SCEBETER MEIER

IACOB MOSER BALTISER MUTTER 1606“ – Moritz Schalbetter und Hans Welschen (beides Zermatter Familiennamen) liessen dieses Haus bauen. Meier Peter Mutter (die einheimische Familie Mutter hatte immer wieder mal das Amt des Meiers inne), Hans Anton Schalbetter und Meier Jakob Moser und Balthasar Mutter im Jahre 1606 sind die Baumeister gewesen. Übrigens: Balthasar Mutter ist auch auf einer Binna in einem Wohnhaus unten in Zermatt in Winkelmatten verewigt, dort im Haus der Familie Salzgeber mit der Jahreszahl 1607.

 

Die Stallscheune wurde im Jahre 2020 totalsaniert und die alte Binna führt im Inneren immer noch von einer Wand zur anderen und stabilisiert den Baukörper. Ob das einstige Wohnhaus, in dem der Dielbaum verbaut gewesen war, hier in Fleschen stand oder zum Beispiel wegen des vorstossenden Gletschers aus der Region Furi heruntertransportiert wurde, ist heute kaum mehr zu sagen. Den Zeitpunkt des Abgangs des Wohnhauses beziehungsweise der Aufrichtung der Stallscheune könnte nur eine aufwändige baugeschichtliche Untersuchung herausfinden.

 

 

Das Objekt wurde nicht dendrodatiert Koordinate 2 622 639 / 1 094 652

Parzellennummer GIS 4567, Gebäudenummer 74